Yamadori

In der Natur gibt es eine Vielzahl hervorragender Findlinge, die durch ihr meist hohes Alter sehr geeignet sind als Bonsai umgestaltet zu werden.

Es braucht sehr viel Erfahrung oder gärtnerische Grundkenntnisse um einen ausgegrabenen Baum am Leben zu halten. Vor allem für Anfänger ist es nicht leicht aus einem Durcheinander von Ästen einen brauchbaren Bonsai zu gestalten. In der Regel dauert es 5 bis 10 Jahre bis sich aus einem Findling ein Bonsai entwickelt.

Wir werden versuchen im unteren Teil einige Tipps und Tricks zu vermitteln, wie Sie am sichersten zum Ziel kommen.

Bewilligung

Selbstverständlich ist es praktisch überall verboten, einfach so Pflanzen auszugraben. Diese Pflanzen gehören Jemandem. Sie brauchen die Genehmigung des Grundbesitzers. Eventuell auf der Gemeinde oder beim Förster nachfragen. Eine Genehmigung ist in der Regel durchaus zu bekommen, sofern man nicht in Naturschutzgebieten oder Lawinenschutzwälder graben will. Wenn man noch verspricht die Löcher wieder zuzumachen, bekommt man meistens noch gute Tipps, wo man am besten suchen sollte.

Fundort

Kiesgrube, Hochgebirge, im Bereich der Baumgrenze, Wälder. Im Hochgebirge findet man jahrzehnte alte Bäume, die vielleicht etwa 50 cm hoch sind. Die sehr kurze Vegetationszeit lässt die Bäume im Jahr nur einige Zentimeter wachsen. Dazu kommt noch Wildverbiss, Eis und Schneedruck. Dadurch entstehen sehr bizarre brauchbare Bäume, die sich als Bonsai sehr eignen.

Zeitpunkt


Am besten gräbt man Findlinge im Frühling aus, wenn der Boden nicht mehr gefroren ist. Im Sommer auf Bergtouren z.B., schaut man sich um und entdeckt vielleicht einen brauchbaren Baum. Möglich wäre es schon jetzt einen Korrekturschnitt an zu bringen. Man merkt sich die Stelle genau und kommt im Herbst oder Winter nochmals zurück um den Baum ohne Blattwerk nochmals zu begutachten. Sieht vielleicht gar nicht mehr so viel versprechend aus.

 

Pflanzen

Sehr oft findet man einen an sich brauchbaren Baum. Um beurteilen zu können, ob das Wurzelwerk kompakt ist, graben Sie etwas Erde rundum das Wurzelwerk weg. Wenn nur ganz lange, auf felsigem Boden bis zu 5 Meter und mehr, Wurzeln vorhanden sind, ist die Chance, dass der Baum überlebt praktisch null. Wir brauchen wenn möglich einen festen Wurzelballen. Mit ein wenig Glück können Sie den Baum von dem Felsen abpflücken, weil sie in einer Mulde steht. Solche Bäume können Sie auch im Hochsommer mitnehmen.

Werkzeuge

Der erfahrene Sammler hat auch das richtige Werkzeug dabei. Der Ami-Klappspaten ist scharf und handlich mitzunehmen. Eine Astschere mit langen Stielen, eine Klappsäge, vielleicht noch ein Pickel. Manchmal benötigen Sie auch einen Hammer und Meisel, und ein Sprühgerät um den Wurzelballen zu befeuchten. Auf jeden Fall brauchen Sie Ballentücher aus Jute und Schnur sowie grosse Plastiksäcke zum Einpacken. Um den Baum aus dem Hochgebirge herunter tragen zu können, hat sich eine Vorrichtung, wie die Jäger sie für geschossenes Wild brauchen, bewährt. Eine Art Rucksack. Vergessen Sie Ihr Handy nicht.

Technik

Wenn man die Pflanze ausgegraben hat, mit möglichst kompaktem Wurzelballen, müssen die zu langen Wurzeln eingekürzt werden. Dies geschieht mit einer scharfen Gartenschere. Durch den Schnitt werden die Wurzeln angeregt, neue Wurzelspitzen zu treiben. Gleichzeitig kürzen wir alle Äste ein damit ein Ausgleich zwischen Wurzeln und Krone entsteht (sonst kann der Baum seinen Wasserhaushalt durch den Wurzelverlust nicht aufrecht halten). Äste, die nicht brauchbar sind (aufpassen) können auch entfernt werden. Nadelbäume können sich, im Gegensatz zu Laubgehölze, nicht so gut aus dem alten Holz regenerieren. Hier muss sehr vorsichtig geschnitten werden. Bei Nadelbäumen ist es auch sehr wichtig, den Pilz (Mykorrizha), der sich an den Wurzeln befindet mit zu nehmen. Jetzt wird das Wurzelwerk vorsichtig in Jute eingepackt und verschnürt. Damit alles schön feucht bleibt, stecken wir den Ballen in einen Plastiksack. Der ausgegrabene Baum muss jetzt so rasch wie möglich transportiert und versorgt werden. Ja keinen Urlaub machen, das überlebt der Baum nicht.

 

Nachher / Pflege

Gesammelte Pflanzen werden nie sofort in eine Bonsaischale gesetzt. Lieber einen grossen Plastikcontainer mit Abflusslöchern nehmen. Als Erde nehmen wir ein grober Mix: Akadamaerde 20mm, Kiryu und Mineralsubstrat. Sie können das Jutetuch ruhig belassen, dieses wird in kurzer Zeit weg rotten. Wenn Sie den Wurzelballen nicht genau untersucht haben, wäre dies jetzt noch angebracht. Entfernen Sie alle toten Wurzeln, dünne, lange lebende Wurzeln sollten sie belassen. Schnittstellen, die nicht glatt sind, mit einer scharfen Baumschere nachschneiden. Die Schnittstelle sollte immer nach unten weisen. Versuchen Sie bei dieser Prozedur den Wurzelballen kompakt zu halten, nicht aus einander fallen lassen. Setzen Sie den Baum nicht tiefer ein als er in der Natur gestanden ist. Gut angiessen und etwas schattiert und wenn möglich windgeschützt aufstellen. Nach etwa drei Jahren kann in ein kleineres Gefäss umgetopft werden.

Viele Bonsaisammler setzen ihre Findlinge im Garten aus. In diesem Falle möglichst vor der heissen Mittagssonne schützen.

Bei Nadelbäumen den mitgenommenen Pilz mit eintopfen.

Jetzt bleibt der Baum, vor allem eine alte Pflanze, einige Jahre Zeit neue Wurzeln zu bilden und sich von allen Strapazen zu erholen. Erst mit Düngen anfangen, wenn neue Blätter oder Nadeln sich zeigen. Pflegen und schneiden können Sie den Baum fort zu. In der Regel dauert es 5 bis 10 Jahre, bis aus einem Yamadori ein schöner Bonsai entsteht.

Alternative
Baumschule - Garten - Tröge, Friedhof, Hecken, nähe Skipiste, usw. (oder im Shop erhältlich)

In der Baumschule können Sie, wenn Sie etwas Glück haben, sog. vergessene, verhockte, eigentlich schon für den Baumschulist auf der Abschussliste stehende Pflanzen finden. Normalerweise zahlt man nur ein Bruchteil für diese "Krüppel". Diese Pflanzen sind mit echten Yamadori nicht zu vergleichen, aber für den noch nicht so versierter Bonsai-Fan eine gute Einstiegsmöglichkeit. Im Garten (beim Nachbar vielleicht), stehen auch sehr viele brauchbare Bäume. Oft muss man nur mit dem Besitzer reden und eine Alternative anbieten und schon hat man einen schönen, zukünftigen Bonsai bei sich zu Hause stehen. Alte Hecken, die verschwinden müssen sind ein wahres Eldorado. So viele Bäume können Sie gar nicht auf einmal gebrauchen. In grösseren Balkonkisten stehen Pflanzen, die über Jahrzehnte schon vor sich hin vegetieren. Super schön, für den Bonsai-Fan, und den Eigentümer ein Dorn im Auge. Auch hier eine neue Pflanze anbieten, graben Sie den alten Baum aus und ersetzen Sie diesen durch eine wundervolle neue Pflanze. Hat bis jetzt noch immer funktioniert. Für Friedhöfe gilt dasselbe, aber da braucht es sehr viel Fingerspitzengefühl bis man zum Ziel kommt.

Bei solchen Pflanzen gelten die gleichen Bedingungen wie bei Yamadori. Nicht sofort in eine Bonsaischale einpflanzen, sondern die Pflegetipps beachten, und der Erfolg ist gesichert.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Spass bei Yamadori

Die Bonsaikunst