Schneiden

Warum schneiden

Neben der Einengung des Wurzelraums in kleinen flachen Gefässen ist das fachmännische Schneiden der Äste, Triebe und Wurzeln die wirkungsvollste Massnahme, den Bonsai niedrig und dennoch lebenskräftig zu halten.

Vor dem Umtopfen sollte die Grünmasse zurückgeschnitten werden. Hiermit erreicht man, dass die durch den Wurzelschnitt reduzierte Wurzelmenge die verringerte Krone ausreichend mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen vermag.

Damit Sie keine Fehler machen, sollten Sie sich vorher mit einigen pflanzlichen Wachstumsgesetzen auseinander setzen. 

 

 

Dazu gehören auch einige Fachbegriffe wie:

Ast = verholzter und damit starr gewordener Trieb.

Auge = Knospe, besonders eine, die nicht vollständig ausgebildet ist (schlafendes Auge)

Internodium = Abstand zwischen 2 Blattansätzen (Knoten)

Knospe = in der Blattachsel gebildete Anlage für einen neuen Trieb (Seitenknospe) oder für Blüten (Blütenknospe) oder an der Spitze eines Triebes (Terminalknospe)

Nodium = Knoten, das ist die Sprossverdickung am Blattansatz.

Trieb = junger, noch nicht verholzter Spross, im Allgemeinen jünger als 1 Jahr.

An einer Pflanze treiben zuerst die Terminalknospen aus, und zwar vor allem diejenigen im oberen, gut belichteten Teil der Pflanze.

An einem Trieb oder Ast, der mit seiner Spitze nach unten gebogen ist, treiben zuerst die am höchsten gelegenen Seitenknospen, es ist sogar möglich, dass die Terminalknospe dieses Triebes gar nicht austreibt.
Wird eine Terminalknospe entfernt, dann treibt normalerweise die am höchst gelegene nächste Seitenknospe aus und übernimmt die Aufgabe als Terminalknospe.
Ein Trieb wächst zuerst in die Richtung, in welche die Knospe zeigt, aus der er entspringt. Dies ist zu beachten bei der Entscheidung, welche Knospe beim Schneiden als letzte stehen bleiben soll.
Im oberen Teil ist der Bonsai kräftiger zurückzuschneiden als unten; wird dies nicht eingehalten, kümmern die unteren Triebe.

Wann wird geschnitten?

Die wichtigste Zeit ist die Periode des Hauptwachstums, Frühjahr und Sommer. Da jedoch viele Zimmer- Bonsais auch im Herbst und Winter wachsen, kann auch in diesen Jahreszeiten geschnitten werden. Da aber die Austriebkraft der Knospen in den lichtärmeren Monaten bedeutend schwächer ist, sollte behutsamer geschnitten werden.

Schnittmethoden

Äste, die ganz entfernt werden sollen, werden direkt am Stamm mit der Konkavzange abgeschnitten.

Starke Triebe werden mit einer Bonsaischere schräg über einer Knospe geschnitten.
Schwache Triebe werden mit der Schere rechtwinklig zur Wuchsrichtung über einer Knospe geschnitten.

Bei der Formgebung dieses Grundgerüstes sollten folgende Aststellungen vermieden werden.

sich am Stamm gegenüberstehende Äste;
Äste, die senkrecht nach oben oder nach unten wachsen;
mehrere aus einer Seite übereinander stehende Äste;
Astquirle, d.h. mehrere Äste in einer Höhe am Stamm; wenn der Stamm schlecht geastet ist, können von einem Quirl notfalls 2 Äste stehen bleiben.
Damit ein Bonsai nicht wie eine Topfpflanze aussieht, ist ein zu buschiges Blattwerk, ohne Durchblick auf Äste und Stamm, nicht erwünscht. Wir schauen uns den Bonsai von vorne an. Damit ein Bonsai seine eigene Identität bekommt, ist es sehr wichtig je nach Baumform festzulegen, wie die Anordnung der Äste verlaufen soll.

Normalerweise wird etwa 1/3 der unteren Äste auf der Vorderseite entfernt. Gilt natürlich nicht für die Besenform. Bei einem Stamm mit Biegungen und Windungen befinden sich die Äste vorzugsweise an der Aussenseite der Stammwindungen. So können die Äste die Blätter optimal ins Licht bringen. Ein Baum mit einem geraden Stamm hingegen kann seine Äste überall hin spriessen lassen, wobei übereinander liegende Äste sich nicht gegenseitig beschatten sollten.

Im unteren Stammbereich sollten die dicksten und längsten Äste entspringen. Diese weisen zu den Seiten und nach hinten. Die nach hinten weisenden Äste geben dem Baum optische Tiefe und lassen ihn mächtiger erscheinen.

In der Mitte des Stammverlaufes können einzelne Äste auch leicht nach vorne hin wachsen, niemals aber direkt auf den Betrachter zeigen. Erst im oberen Drittel des Baumes, in der Krone, dürfen Äste auch direkt nach vorn weisen. Von unten nach oben nimmt die Dicke des Stammes gleichmässig ab.

Formerhaltung

Ein Hauptgrund, warum ein Bonsai klein bleibt, ist der regelmässige Rückschnitt.

Je nach Entwicklungsstand, gewünschte Grösse und je nach Baumart wird unterschiedlich stark und häufig geschnitten.

Wenn der Stamm besonders schnell dick werden soll, schneidet man höchstens zweimal im Jahr. Wird mehr Wert auf feine Verzweigungen sowie wenig sichtbare Schnittstellen gelegt, wird der Neuaustrieb, sobald sich 5 - 7 Blätter zeigen, zurück geschnitten.

Damit der letzte Austrieb vor dem Winter abhärten kann (Freiland-Bonsai) wird nur bis September geschnitten. Auch mit dem Düngen sollte man langsam aufhören.

Für Zimmerbonsai siehe auch: Pflege - Standort-innen

 

Pinzieren

Hat der Bonsai seine Endform erreicht, müssen bereits beim Öffnen der Knospen die Triebe ausgezupft werden. Warten bis die ersten zwei Blätter sich so halbe zeigen und dann mit der Pinzette die jungen Triebspitzen heraus nehmen. Wenn vereinzelte Blätter zu gross sind, werden diese laufend während der Wachstumsperiode weggeschnitten. Lange Internodien zurückschneiden, um kurze Internodien zu bekommen.

Blattschnitt

Es kann passieren, dass im Sommer, trotz aller Pflegemassnahmen, die meisten Blätter zu gross geraten sind. Dann bleibt meistens nichts anderes als im Juni einen totalen Blattschnitt vorzunehmen. Alle, aber denn auch alle Blätter werden weggeschnitten, der Blattstiel dagegen bleibt am Baum erhalten und fallt später ab.

Dieser rigorose Schnitt führt dazu, dass der Baum sehr kleine Blätter bildet. Achtung: nur bei absolut gesunden Bonsai anwenden. Der Baum nachher 2 Wochen halbschattig aufstellen und vorsichtig giessen. Wenn nur vereinzelte Blätter zu gross sind, werden diese laufend während der Wachstumsperiode weggeschnitten.

Lange Internodien zurückschneiden, um kurze Internodien zu bekommen.

Grundtechniken