Jin und Sharimiki

Es kommt immer wieder vor, dass Bäume in der freien Natur tote Aeste haben. Durch Blitzschlag kann der Giebel abgesprengt werden, einzelne schwer beschädigte Äste bleiben stehen und bleichen mit der Zeit aus (Jin) oder die Rinde spaltet sich von der Spitze nach unten, was eine längliche Narbe entstehen lässt, die mit den Jahren auch wieder ausbleicht und dem Baum ein dramatisches Aussehen verleiht (Shari). Dieser Effekt können auch wir erzielen durch nicht zu gebrauchende oder unerwünschte Äste nicht ganz am Stamm weg zu schneiden, sondern Stücke stehen zu lassen und diese in der Gestaltung mit ein zu beziehen.
Der Bonsai sieht dann aus, als sei er auf natürliche Weise durch Schneedruck, Wildverbiss oder durch einen Sturm beschädigt worden.

 

So gehen Sie vor;

Wenn nur die Rinde von dem neu zu gestaltenden Ast (Stummel) entfernt werden soll, muss kurz vor dem Stamm die Rinde ringsherum angeschnitten werden. Nachher schneiden Sie von dem Anschnitt bis in die Spitze hinein die Rinde mit einem scharfen Messer auf. Wenn nötig auf der anderen Seite wiederholen. Nun können Sie mit der Jin- oder Spaltzange die Rinde vorsichtig wegziehen. Die Oberfläche des freigelegten Holzes können Sie jetzt mit einem Holzfräser, Messer und Schaber stilgerecht in die gewünschte und vor allem natürliche Form bringen.

 

Die beste Zeit zum Entrinden ist der Monat August. Die stehen gelassenen Stümmel werden mit einer Jinzange von ihrer Rinde befreit. Grössere Äste werden mit der Spaltzange bearbeitet.

Wenn Sie von dem Stummel weg, die ganzen Rinde entlang des Stammes bis zu den Wurzeln entfernen möchten, so benötigen Sie wieder ein scharfes Messer. Zuerst aber zeichnen Sie mit einem Filzschreiber auf dem Stamm die genauen Linien nach, wo die Rinde abgezogen werden muss. Erst nachher mit dem Messer die Linen nachfahren und einschneiden, nicht tiefer als die Rinde dick ist schneiden. Nehmen Sie nicht mehr als ein Drittel von der Rinde weg, wenn zuviel entfernt wird, kann der Ast nicht mit genügend Feuchtigkeit versorgt werden und stirbt ab.
Bedenken Sie, nur ganz gesunde Bonsai kommen für diese Technik im Frage.

 

Dremmel einsatz
Demo - Ryan Neil

Um richtig zu wirken, muss die fertige Sharifläche glatt und knochenähnlich sein. Mit Schmirgelpapier, Drahtbürste und Dremmel können Sie dies erreichen.

Bestreichen Sie den ausgetrockneten Bereich im Juni des folgenden Jahres mit einer Brühe aus ungelöschtem Kalk und Schwefelpulver. Stinkt gewaltig. Nehmen Sie einen feinen Pinsel und bestreichen Sie vorsichtig die zu behandelnde Stelle. Die Brühe sollte nicht auf die Rinde oder Erde verschüttet werden und auch die Blätter sehen, wenn Sie darauf klecksen, nicht mehr schön aus. Nach wiederholter Anwendung wird die Rinde silberweiss und sieht sehr natürlich aus. Am besten vor der Wiederholung (zweimal jährlich) die Jinbereiche abwaschen und wieder bleichen.

Frisch entrindete Bonsais sind sehr Frost empfindlich. Unbedingt für Winterschutz sorgen.

 

Grundtechniken